Dr. Frank Becker zur Vorstandsarbeit

Wenn Frank Becker in Mitgliedercalls oder Vorstandssitzungen das Wort ergriffen hat, ging es zumeist um das Themenfeld Abrechnungen. Nach vier Jahren Vorstandsarbeit hat er sich auf der jüngsten Mitgliederversammlung – wie auch Matthias Langer und Till Nagelschmidt – von dem Amt zurückgezogen. Warum er sein Leib- und Magenthema auf einem guten Wege sieht und davon ausgeht, dass seine Arbeit Früchte trägt, berichtet er im Interview.

Dr. Frank Becker ehemaliges Mitglied des Vorstandes vom BV Hausnotruf e.V.

Was ist der Stand beim Thema elektronische Abrechnung?

Im Teilaspekt des elektronischen Kostenvoranschlags kommen wir gut voran. In Bamberg haben sechs Mitglieder bestätigt, dass sie die Möglichkeit bereits nutzen. Sechs Mitglieder testen die verschiedenen Optionen gerade und wollen den elektronischen Kostenvoranschlag demnächst einführen. Ein halbes Dutzend lotet die Möglichkeiten für sich aus und will im Herbst starten. Das Thema nimmt also Fahrt auf.

Was ist der wesentliche Vorteil?

Ganz klar die Geschwindigkeit. Bisher vergehen etwa sechs Wochen, bis die Pflegekassen die Kostenübernahme genehmigen. Mit dem elektronischen Verfahren dauert es nur Stunden, vielleicht ein Tag. Damit haben Kunde und Leistungserbringer sofort Klarheit und die nachträgliche Korrektur von Rechnungen wird überflüssig. Richtig ist aber auch, dass es etwas Zeit braucht, um die Schnittstelle einzurichten und die Prozesse zu beherrschen. Aber es lohnt sich in jedem Fall!

Das zweite große Thema lautet Datenträgeraustausch (DTA) nach § 105 SGB XI. Wie sieht es damit aus?

Hier hängen wir dem eigentlichen Zeitplan leider deutlich hinterher, seit anderthalb Jahren stockt die Umsetzung komplett. Hintergrund: Insgesamt müssen sich die Krankenkassen und eine Handvoll Verbände und Organisationen auf die konkreten Modalitäten einigen. Ein Schlichtungsverfahren sieht der Gesetzgeber hier nicht vor. Am 25. Februar diesen Jahres fand unter Federführung des GKV-SV ein Gespräch statt, um mögliche Kompromisse auszuloten. Die werden nun von allen Beteiligten geprüft. 

Wie geht es weiter?

Ich gehe davon aus, dass im März diesen Jahres die Kompromisslösungen von allen geprüft werden. Auf einen konkreten Terminplan mit einem nächsten Treffen konnte sich nicht geeinigt werden. Das hatte ich vorgeschlagen. Fand aber keine Mehrheit. Solange gilt weiter: Die Hausnotrufdienste können zwischen drei Optionen wählen. Erstens die Einführung des DTA nach einer Einigung zwischen allen Vertragspartnern – das heißt Abwarten. Zweitens den DTA nach § 302 SGB V nutzen durch Programmierung seiner eigenen Abrechnungssoftware oder drittens einen Systemanbieter auswählen, der das kann. Der DTA nach § 302 ist aber nicht verbindlich für die Kassen. Klar ist: Je eher wir den DTA nach § 105 haben, der für alle gilt, desto besser. Sie werden den Hausnotrufdiensten ebenso wie den Pflegekassen unglaublich viel Papierkram und manuelles Senden von Unterlagen ersparen. 

Wie blicken Sie abseits dieser Kernthemen auf Ihre Vorstandsarbeit zurück?

Mit sehr viel Dankbarkeit. Die Zusammenarbeit war von großer Offenheit und gegenseitiger Wertschätzung geprägt. Die BV HNR Klausurtagungen waren zum Beispiel Termine, auf die ich mich schon Wochen zuvor gefreut habe. Die Vorstandsarbeit hat in vielerlei Hinsicht meinen Horizont erweitert und tiefe Einblicke in die föderalen Fallstricke unseres Gesundheitssystems eröffnet. Da musste ich mich vielfach in Geduld üben und akzeptieren, dass man nicht immer der Taktgeber sein kann. 

Und Ihr Blick auf die Zukunft des Hausnotrufs?

Ich hoffe sehr, dass wir demnächst neben dem klassischen Hausnotruf weitere Unterstützungsleistungen in die Versorgung bringen können. Der Bedarf wächst massiv und ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir mit digitalen Lösungen wie Digitalen Pfleganwendungen oder der Angehörigen-App einen echten Mehrwert bieten können.